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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 08.02.2006


Rolltreppe abwärts
Daniela Krebs

Der 13-jährige Jochen hat es nicht leicht: Stress mit der Mutter, keine Freunde. Er sehnt sich nach Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Die Flucht aus dem Alltag endet jedoch nur in einer Sackgasse.




Jürgen-Joachim Jäger (Timo Rüggeberg) wird von allen Jochen genannt. An einem Winternachmittag kommt er nach Hause und merkt, dass er seinen Wohnungsschlüssel verloren hat. Seine Mutter ( Diana-Maria Breuer) arbeitet in dem Lebensmittel-Laden ihres neuen Lebensgefährten (Guido Renner), mit dem Jochen nicht klar kommt. Vor Einbruch der Dunkelheit kommt er daher nicht in die Wohnung.

Also beschließt er, zum Zeitvertreib in die Innenstadt zu gehen. Als er Hunger bekommt, merkt er, dass er nicht mehr genug Geld dabei hat, um sich was zum Essen zu kaufen. Als er sich unbeobachtet fühlt, klaut er sich etwas zum Essen in der Lebensmittelabteilung des Kaufhauses. Doch er wurde von seinem Klassenkameraden Alex (Justus Kötting) gesehen. Aber dieser scheint eher begeistert von dem Diebstahl und lädt Jochen auf Bier und Zigaretten ein.

Die beiden treffen sich öfter, doch irgendwann fordert Alex eine Gegenleistung für seine "Gutmütigkeit". Alex fordert Jochen auf, für ihn einen MP3-Player zu stehlen. Dabei wird Jochen jedoch erwischt und seine Mutter muss ihn von der Polizei abholen lassen.

Streitigkeiten, Ärger und Hausarrest prägen die folgende Wochen von Jochen. Irgendwann erträgt er dann nicht mehr seinen stets nörgelnden Stiefvater und reißt von zu Hause aus. Er gerät immer tiefer in Schwierigkeiten und wird schließlich in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche gesteckt, alles andere als eine Hilfe für den eingeschüchterten Jochen.

Der strenge Erzieher Hamel (Jürgen Haug) hat nur ein Motto: Kontrolle, Tag und Nacht. Ein Leben unter ständiger Überwachung und Unterordnung erlebt nun auch Jochen.
Der Erzieher gibt seinen "Schützlingen" Hundenamen und sie dürfen sich untereinander auch nur mit diesen erniedrigenden Namen anreden. Die Jugendlichen werden von Hamel wie Schwerverbrecher behandelt, die ihren Eltern und ihrer Umgebung nur Probleme machen. Ein wahrer Ausweg aus seiner schwierigen Situation und wahre Hilfe werden dem Jungen aber nicht angeboten. Jochen bleibt alleine mit seinen Problemen.

Der damals 17-jährige Dustin Loose (Regie) und der 19jährige Christopher Zwickler (Produktion) gründeten 2004 die Produktionsfirma "SceneMissing". Es gelang ihnen, mit Unterstützung zahlreicher Profis aus der Filmbranche, größtem persönlichen Einsatz und unter Mithilfe von über 50 äußerst engagierten Jugendlichen vor und hinter der Kamera, ihre Vision des Filmprojekts zu verwirklichen.

Das Buch "Rolltreppe abwärts" von Hans-Georg Noack ist in einigen Bundesländern Schullektüre und millionenfach verkauft. Das auch aus gutem Grund: In faszinierender Weise beschreibt der Autor die auswegslose Situation von Jugendlichen.

Auf der Internet-Seite finden sich neben etlichen Informationen zu Filmdreh, DarstellerInnen und Produktion auch didaktische Hinweise für die Behandlung des Films im Schulunterricht.

AVIVA-Tipp: Zwei Jugendliche planten einen Film, produzierten ihn und jetzt kommt er ins Kino: Eine eindrucksvolle und professionelle Buchverfilmung. Rolltreppe Abwärts zeigt die aussichtslose Situation von Jugendlichen, die in den Mühlen der staatlichen "Unterstützungs"-institutionen alles andere als Unterstützung erfahren und eher unter die Räder gelangen. Ein Film, der zum Nachdenken anregt und auf Besserung hoffen lässt.


Rolltreppe abwärts
Deutschland 2005, 79 Minuten
Regie: Dustin Loose
Produzent: Christopher Zwickler
DarstellerInnen: Timo Rüggeberg, Justus Köttling, Ben Unterkofler, Diana-Maria Breuer
Drehbuch: Matthias Jochmann, Martin Backhaus, Dustin Loose
Nach dem Buch von Hans-Georg Noack
Verleih: ZORRO Film GmbH
Kinostart: 9. Februar 2006
www.rolltreppe-derfilm.de


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Beitrag vom 08.02.2006

AVIVA-Redaktion